eine ortsspezifische Installation im Rahmen von Play!Leipzig
von & mit: Hermann Heisig
Produktion: Hermann Heisig mit play!Leipzig Festival & Tanzarchiv Leipzig e.V. Danke an Andrea Lorz und Anne Zacho Søgaard
Länge: ein Tag
KAUFHAUS URY entstand im Rahmen von playLeipzig (www.playleipzig.de) als performative Installation am Rand einer innerstädtischen Brachfläche am WilhelmLeuschnerPlatz. 2010 eine Mischung aus Fahrradweg, Wiese, Gestrüpp und Parkplatz, befand sich hier von 1896 bis 1938 eines der größten Leipziger Kaufhäuser: das Kaufhaus Ury.
Die Erinnerung an diesen Ort des Konsums ist mehrfach ausgelöscht: durch "Arisierung" und Umnutzung des Kaufhaus Ury als "Textilmessehaus 2" unter den Nazis nach 1938, durch die Zerstörung des Kaufhauses und sämt-licher umliegender Gebäude im zweiten Weltkrieg, durch die Veränderung der Straßenführung und Grundstücksnutzung zu DDR Zeiten bis heute. Insofern ist das Gelände des ehemaligen Kaufhaus Ury ein Ort der Überlag-erung : als Konsumtempel zur Jahrhundertwende bis in die 30er Jahre, als Schauplatz von Enteignung jüdischer Unternehmer während des National-sozialismus, als Teil einer Brachfläche unmittelbar am Rand der Leipziger Innenstadt, die seit 1945 hauptsächlich als Grünfläche, Durchgangsstation und Parkplatz dient.
Mithilfe alter Bauakten rekonstruiert KAUFHAUS URY auf diesem Gelände für einen Tag die Grundrisse eines verschwundenen Kaufhauses und erz-eugt dadurch eine räumliche Gegenüberstellung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Besucherinnen der Installation wurden auf einem Par-cours durch die markierten Räume des Kaufhauses begleitet. Ein wichtiger Teil der Performance sind dabei die ganz realen Hindernisse, die sich dar-aus ergeben, dass etwa der ehemalige Haupteingang des Kaufhaus Ury sich heute in einem Gebüsch knapp neben der Bordsteinkante einer Haupt-verkehrsstraße befindet, die Abteilung für Bijouterie Teil eines Fahrradweg-es ist, oder der Lichthof ein Parkplatz. Durch die Überwindung dieser Hindernisse wurde das Publikum dazu eingeladen, eine ausgelöschte Ver-gangenheit als räumlichen Widerstand im hier und jetzt zu erleben.
Im Rhythmus von etwa 45 Minuten starteten jeweils neue Gruppen von Zu-schauerInnen zu einem neuen Spaziergang durch die Installation. Jeder Spaziergang endete an der Stelle des ehemaligen Erfrischungsraums, wo sich ein mit Tisch Getränken sowie Bild und Textmaterial zur Geschichte des Ortes befand und sich dadurch die Gelegenheit ergab, sich untereinan-der über den Spaziergang und den erlebten Ort auszutauschen.